Die Beschneidung beim Mann (Zirkumzision)
Was geschieht bei der Beschneidung?
Bei der Beschneidung wird ein
beweglicher Hautlappen, der die Eichel des männlichen Gliedes umschließt (Vorhaut), ganz
oder teilweise in einem kleinen operativen Eingriff entfernt. Dieser Eingriff kann
sowohl in lokaler Betäubung als auch in Vollnarkose durchgeführt werden.
Beschneidung aus traditionellen/religiösen Gründen
In vielen
Kulturen ist die Beschneidung des Mannes ein fester Bestandteil ihres Lebens. Im alten
Ägypten war die Beschneidung der Männer Tradition und diese Tatsache ist anhand
umfangreichen Bildmaterials gesichert. Im Judentum kommt der Beschneidung hauptsächlich
eine religiöse Bedeutung zu. Am Tag der Beschneidung, dem 8. Tag nach der Geburt, feiert
man ein großes Fest. Die Beschneidung wird hier oft von einem so genannten Mohel, einem
Beschneidungsspezialisten, durchgeführt. Im Islam liegen eher traditionelle Gründe für
die Beschneidung zugrunde. Die Jungen werden im Alter zwischen 7 und 14 Jahren
beschnitten. Mit der Ausbreitung des Islams wird auch auf dem afrikanischen Kontinent
die Beschneidung mehr und mehr durchgeführt. Auch in den USA findet die Beschneidung
sehr häufig aus Traditions- und Sauberkeitsgründen statt.
Beschneidung aus
medizinischen Gründen
Bei der Entscheidung, ob eine Beschneidung bei Kindern
durchgeführt werden soll, spielt das Alter eine entscheidende Rolle. Im frühen
Säuglings- und Kindesalter ist die Verklebung der Vorhaut ein Normalbefund
(physiologisch). Bis nach Abschluss des ersten Lebensjahres kann die Vorhaut in etwa der
Hälfte der Fälle zurückgeschoben werden. Nach dem 3. Lebensjahr steigt diese Rate bis
auf 90 %, bei 16- bis 17-jährigen Jugendlichen sogar bis 99 % an.
Medizinische Gründe für eine frühzeitig durchzuführenden Eingriff können sein:
- Immer wiederkehrende Entzündungen.
- Bildung eines "Ballons" an
der Vorhaut beim Wasserlassen.
- Immer wiederkehrende Entzündungen der ableitenden
Harnwege und wenn keine andere Ursache dafür gefunden werden kann.
Weitere Gründe,
die eine Beschneidung erforderlich machen können:
- Die Vorhaut kann beim
versteiften Glied nicht oder nur teilweise zurückgezogen werden.
- Die Versteifung
des Gliedes kann durch die verengte Vorhaut zu Schmerzen führen.
- Beim
Wasserlassen kann der Harnstrahl durch die verengte Vorhaut abgeschwächt oder verdreht
sein.
- Es kann sich beim Wasserlassen ein "Ballon" an der Vorhaut
bilden.
- Harnverhalt – Es kann überhaupt kein Wasser mehr gelassen werden
(selten).
- Nach dauerndem Zurückstreifen der Vorhaut über die Eichel zeigt sich
ein Schnürring (so genannter "Spanischer Kragen" oder Paraphimose).
Ist eine Beschneidung für die Gesundheit von Vorteil?
Einen gewissen Vorteil bietet die nach der Beschneidung einfacher durchzuführende
Reinigung des Gliedes. Weitere Gründe, die angegeben werden, sind die Verringerung der
Gefahr von Entzündungen der ableitenden Harnwege, von durch Geschlechtsverkehr
übertragbaren Krankheiten und Hautkrankheiten. Laut einer australischen Untersuchung
erkranken beschnittene Männer viel seltener an einem Peniskrebs als Unbeschnittene.
Welche Formen der Beschneidung gibt es?
Je nach Befund und den
Wünschen der Betroffenen kommen folgende Operationsverfahren in Betracht:
-
Beschneidung durch vollständige Abtragung der Vorhaut.
- Unvollständige
Beschneidung. Hierbei bleibt ein Teil der Vorhaut erhalten.
- Plastibellmethode.
Die Beschneidung erfolgt durch Abschnürung auf einer Kunststoff-Glocke. Der abgeschnürte
Vorhautrest fällt nach 8 bis 10 Tagen ab. Dieser Eingriff kann jedoch nicht in allen
Fällen durchgeführt werden.
- Erweiterungsplastik. Die Vorhaut wird durch diese
Technik nicht wesentlich gekürzt, lediglich die Öffnung der Vorhaut wird
erweitert.
Ist die Beschneidung mit Gefahren
verbunden?
Wie bei jedem ärztlichen Eingriff kann es auch bei einem
durch den Urologen durchgeführten Eingriff an der Vorhaut zu unerwarteten
Schwierigkeiten kommen. Meistens sind diese Komplikationen harmlos und sprechen gut auf
eine Behandlung an. Mögliche Komplikationen können sein:
- Allergische
Reaktionen auf z. B. Betäubungsmittel
- Schmerzen
- Nachblutungen
-
Schwellungen im Operationsbereich
- Erneute Vorhautverengung durch Schrumpfung des
Gewebes
- Verletzung der Eichel u.a.
Häufig gestellte
Fragen
Bei Erwachsenen:
Welche Untersuchungen
werden vor dem Eingriff durchgeführt? Laboruntersuchungen, Blutgerinnungsstatus,
eventuell ein Elektrokardiogramm (EKG)
Gibt es nach dem Eingriff starke
Schmerzen?
In der Regel sind die Schmerzen erträglich. Bei Bedarf können
leichte Schmerzmittel eingenommen werden. Kindern können schmerzstillende Zäpfchen
verabreicht werden.
Wie kann die Heilung günstig beeinflusst
werden?
Desinfizierende Sitzbäder ab dem ersten Tag nach dem Eingriff mit
tanninhaltigen Zusätzen können die Heilung günstig beeinflussen. Auf das Auftreten von
Rötungen, zunehmender Schwellung oder Fieber sollte geachtet werden.
Wann ist nach dem Eingriff Baden/Duschen erlaubt?
Drei Tage nach dem
Eingriff darf geduscht werden, ein Bad ist erst nach Auflösen der Fäden angezeigt
(zwischen 7 und 12 Tagen).
Wie lange dauert der Heilungsverlauf?
In
der Regel ist der Heilungsverlauf bei einer vollständigen Beschneidung nach zwei Wochen
abgeschlossen.
Wann ist wieder Geschlechtsverkehr möglich?
Bei gutem Heilungsverlauf ist nach drei Wochen in der Regel Geschlechtsverkehr wieder
möglich. Zu Beginn ist jedoch Vorsicht anzuraten.
Hat die Beschneidung
Auswirkungen auf das Liebesleben?
Manche Männer berichten über
verstärkte Höhepunkte beim Geschlechtsverkehr (Orgasmen). Auch vermehrte Ausdauer beim
Geschlechtsverkehr wird angegeben.
Wer bezahlt die Kosten für die
Beschneidung?
Eine medizinisch begründete Beschneidung wird von der
Krankenkasse übernommen. Eine kosmetische oder religiöse Beschneidung ist keine
Kassenleistung.